Glück
29.06.2012 23:04"Ich weiß nicht ob es besser wird, wenn es anders wird, ich weiß nur, dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll." (Unbekannt)
Es hatte sich etwas geändert. Die Schauspielerin kam von der Tournee zurück. Sorglose Tage lagen hinter ihr. Tage, an denen sie unbeschwert war und das Glück an ganz einfachen Dingen fand und genießen konnte. Diese Fähigkeit war neu für sie. Selten hatte sie sich so ausgeglichen gefühlt. Diese Tage fanden jedoch schlagartig ein Ende... Kaum trat sie durch die Tür hindurch in die Umkleide des Theaters, fing es wieder an. Diese Schwere in ihr. Die Schwere, die sie tagtäglich zu Sachen trieb, die sich dachte, längst hinter sich gelassen zu haben. Sie war sich so sicher, dass es diesmal klappen würde, doch der Mut schien ihr allmählich wieder zu entgleiten....
Ihre erste Tournee, wie lange hatte sie darauf hingearbeitet. Wie sehr hatte sich die Schauspielerin auf diese 5 Tage gefreut. Es schmerzte sie, als sie daran dachte, dass es schon vorbei war. Wie gerne wäre sie wieder mit den Menschen zusammen, die es schafften, sie vergessen zu lassen. Denen gegenüber sie offen, ehrlich und aufrichtig sein konnte. Die sie annahmen und akzeptierten und die es schafften, dass sich die Schauspielerin amüsierte. Mit schmerzender Brust träumte sie die Tage, Stunden, Minuten und Momente vor sich hin. Die verschwommenen Aufnahmen brannten in ihrer Brust und trieben ihr die Tränen in Augen und Herz. Sie suchte nach den passenden Worten oder Sätzen für diese Zeit. Doch es fiel ihr nur ein Wort dafür ein. Die Zeit auf Klassenfahrt war einfach nur "perfekt". Als hätte sie ihre Sorgen einfach mal so zuhause vergessen, dachte sie und sehnte sich voller Schmerz, dass sie auch diesmal ihre Sorgen, einfach so vergessen könnte...
Die offizielle spielfreie Zeit war endlich da. Nun würde sie für 6 Wochen entlastet werden. Doch die Schauspielerin bemerkte, dass sie sich garnicht darauf freute. Denn die offiziellen Termine waren meist nicht so anstregend wie der Rest. Das Spiel würde so und so kein Ende nehmen, auch wenn sie 6 Wochen entlastet werden würde. Mit Schrecken erkannte sie, wie unwohl sie sich doch hier fühlte. Weit weglaufen, fern von allem vertrauten, genau das würde sie gerne tun. Nur mit den Personen, die ihr Spiel durchschauten und verstanden. Dies war jedoch nicht möglich, zu sehr gefangen war sie. Das Spiel musste weitergehen, noch ein Jahr!
Was morgen war kann keiner sagen, was passieren würde wagt keiner zu sagen, doch die Schauspielerin war sich gewiss, in ihrer Seele war ein wachsender Riss.
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